Zweiter Raum
Im Spätmittelalter gerät die Welt in Bewegung. An Uhren und Automaten drehen sich Figuren im Kreis oder führen ganze Szenen auf. Die Münchner Morisken sind wie im Tanz erstarrt, fest auf ihre Podeste gebannt. Doch wirkt es, als tanzten sie jederzeit weiter.
Erasmus - am So, 27. Februar 2005, 18:23 - Rubrik: Zweiter Raum
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Trotz seiner führenden Stellung in Altbayern - nicht immer musste es Grasser sein. Als Herzog Sigismund um 1490 die Schlosskirche Blutenburg stiftete, kamen andere Münchner Künstler zum Zug. Zwölf Apostelfiguren eines anonymen Meisters und Altarbilder von Jan Polack zeugen vom hohen Niveau der Kunstszene in München und Bayern in dieser Zeit.
Erasmus - am So, 27. Februar 2005, 18:22 - Rubrik: Zweiter Raum
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Grasser war gefragt, wenn anspruchsvolle Aufgaben nach originellen Lösungen verlangten. Mit dem Wandepitaph für den Münchner Dekan Dr. Ulrich Aresinger in St. Peter gelang es ihm, ein geistvolles theologisches Programm in anschauliche Bilder zu formen. Dabei half Grasser sein Verständnis von zeitgenössischer Druckgrafik, die er zuweilen in Bildhauerkunst übersetzte.
Erasmus - am So, 27. Februar 2005, 18:22 - Rubrik: Zweiter Raum
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Erasmus Grasser beschäftigte in seiner Werkstatt keine Maler. Waren bei großen Altären auch Tafelbilder gefordert, kooperierte er mit einheimischen Meistern wie Jan Polack. Ob Bildhauer oder Maler - wer die künstlerische Leitung in solchen Arbeitsgemeinschaften hatte, ist nicht bekannt.
Erasmus - am So, 27. Februar 2005, 18:21 - Rubrik: Zweiter Raum
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Künstlerische Ökonomie zahlte sich schon damals aus. Bei Großaufträgen bewies die Grasser-Werkstatt hohe Leistungskraft. Ob Altarwerke und Chorgestühl: Grasser und Gesellen schnitzen Evangelisten und Propheten in kurzer Zeit und großer Zahl. Häufig standen dazu die Moriskentänzer Modell.
Erasmus - am So, 27. Februar 2005, 18:20 - Rubrik: Zweiter Raum
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Erasmus Grasser sicherte sich die interessantesten Aufträge im altbayerischen Raum. Virtuos verwandelte er Lindenholz in Figuren mit Charakter, Gemüt und Temperament. Dennoch sind es sind Typen - Vorbilder für Schergen und Propheten sind häufig die eigenen Moriskentänzer.
Erasmus - am So, 27. Februar 2005, 18:19 - Rubrik: Zweiter Raum
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Im 15. Jahrhundert blüht die Volksfrömmigkeit. Wallfahrten versprechen wundersame Heilung. Zahlungskräftige Gläubige erkaufen Ablass von ihren Sünden. Der große Bedarf an Schnitzaltären, Heiligenfiguren und Grabmälern beschert auch bayerischen Malern und Bildhauern reiche Aufträge.
Erasmus - am So, 27. Februar 2005, 18:19 - Rubrik: Zweiter Raum
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Kunstvolle Fremdenfeindlichkeit? Nicht auszuschließen. Doch „Pharisäer“, „Scherge“ oder „Prophet“ verkörperten allgemeine Wesenstypen, keine modernen Stereotypen. Heilige konnten auch dunkelhäutig sein: König Kaspar und Märtyrer Mauritius standen für den „edlen Mohren“.
Erasmus - am So, 27. Februar 2005, 18:18 - Rubrik: Zweiter Raum
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Im 15. Jahrhundert tritt fremdländisches Volk auch auf bayerischen Altären auf. Turban tragende Pharisäer verspotten den dornengekrönten Jesus, phantastisch gekleidete Schergen geisseln mit sadistischer Lust. Es scheint, das fromme Publikum verlangte nach Spektakel - ebenso in Leid wie Grausamkeit.
Erasmus - am So, 27. Februar 2005, 18:18 - Rubrik: Zweiter Raum
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Fürsten herrschen international, Kaufleute handeln global. Und auch die Kunst greift im späten Mittelalter über die Grenzen Europas hinaus. Ob im Edlen, Weisen oder Bösen: Der Orient ist das Ideal, das abendländischen Künstlern ein reiches Repertoire zur Bebilderung religiöser und weltlicher Themen bietet.
Erasmus - am So, 27. Februar 2005, 18:17 - Rubrik: Zweiter Raum
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