Zweiter Raum
Von allen seinen Generationsgenossen scheint Erasmus Grasser die Errungenschaften des berühmten Niederländers am genauesten studiert zu haben. Heilige, Propheten und Moriskentänzer – Grasser lehrte seinen Figuren die verschränkte Bewegung.
Erasmus - am Fr, 11. März 2005, 22:40 - Rubrik: Zweiter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Nikolaus Gerhaert gab der Skulptur eine neuartige Räumlichkeit. Körper schrauben sich um ihre eigene Achse empor und wirken lebendig. Figuren posieren im verschränkten Schritt: das linke Bein gestreckt, den Fuß rechtwinklig vor das rechte Bein gestellt.
Erasmus - am Fr, 11. März 2005, 22:39 - Rubrik: Zweiter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Der niederländische Bildhauer Nikolaus Gerhaert von Leiden (um 1430 bis 1473) inspirierte auf seiner Wanderschaft Künstler in ganz Europa. In Bayern schuf er den Hochaltar der Nördlinger Kirche St. Georg. Neuartig räumlich, unnachahmlich elegant und dabei dramatisch bewegt: Seine Skulptur ergriff die Zeitgenossen ganz unmittelbar.
Erasmus - am Fr, 11. März 2005, 22:38 - Rubrik: Zweiter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Jan Polack war der erfolgreichste Münchner Maler seiner Zeit. Über seine Person ist wenig bekannt. Zahlreich sind die Werke, die ihm zugeschrieben werden. Doch der Meister hat kein einziges Bild alleine gemalt. Mehrere Malerhände teilten sich die Arbeit.
Polack organisierte den Betrieb, entwickelte das künstlerische Konzept und achtete auf einheitliche Qualität. Das fertige Produkt musste nicht die Handschrift des Meisters, sondern die Merkmale der Werkstatt tragen. Nicht das einzelne Bild zählte, sondern die große Serie.
Typisch ist an Polacks Kunst die starke Typisierung von Motiven und Personen. Seine Werkstatt ist wahrscheinlich das eindrucksvollste Beispiel eines durchorganisierten Kunstbetriebes. Dank rationeller Arbeitsweise konnte Polack in kurzer Zeit Werke für jeden Zweck in gehobener Qualtät und zu niedrigen Preisen liefern.
Polack organisierte den Betrieb, entwickelte das künstlerische Konzept und achtete auf einheitliche Qualität. Das fertige Produkt musste nicht die Handschrift des Meisters, sondern die Merkmale der Werkstatt tragen. Nicht das einzelne Bild zählte, sondern die große Serie.
Typisch ist an Polacks Kunst die starke Typisierung von Motiven und Personen. Seine Werkstatt ist wahrscheinlich das eindrucksvollste Beispiel eines durchorganisierten Kunstbetriebes. Dank rationeller Arbeitsweise konnte Polack in kurzer Zeit Werke für jeden Zweck in gehobener Qualtät und zu niedrigen Preisen liefern.
Erasmus - am Fr, 11. März 2005, 22:37 - Rubrik: Zweiter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Für wenige Bildwerke ist Erasmus Grassers Urheberschaft eindeutig durch Quellen belegt. Nur ein Stück, der Aresinger-Epitaph in St. Peter, ist von seiner Hand signiert. Zahlreiche Skulpturen, früher als Werke Grassers bekannt, gelten heute wieder als ungeklärt.
Zu Beginn seiner Karriere verfügte Erasmus Grasser kaum über eine größere Werkstatt und Gehilfen. Die Moriskentänzer fertigte er mit Sicherheit noch von eigener Hand. Mit wachsendem Erfolg stieg die Betriebsgröße. Bei größeren Aufträgen konzentrierte sich der Meister auf die künstlerischer Leitung und delegierte die Ausführung.
Manche Werke ragen durch originelle Bildideen, außergewöhnlichen Ausdruck oder virtuose Technik heraus. Die erhaltene Sitzfigur des Heiligen Petrus stammt vermutlich von Grassers Hand. Andere Werke wie die Prophetenbüsten des Chorgestühls der Münchner Frauenkirche entstammen wahrscheinlich einer Werkstattserie.
Zu Beginn seiner Karriere verfügte Erasmus Grasser kaum über eine größere Werkstatt und Gehilfen. Die Moriskentänzer fertigte er mit Sicherheit noch von eigener Hand. Mit wachsendem Erfolg stieg die Betriebsgröße. Bei größeren Aufträgen konzentrierte sich der Meister auf die künstlerischer Leitung und delegierte die Ausführung.
Manche Werke ragen durch originelle Bildideen, außergewöhnlichen Ausdruck oder virtuose Technik heraus. Die erhaltene Sitzfigur des Heiligen Petrus stammt vermutlich von Grassers Hand. Andere Werke wie die Prophetenbüsten des Chorgestühls der Münchner Frauenkirche entstammen wahrscheinlich einer Werkstattserie.
Erasmus - am Fr, 11. März 2005, 22:36 - Rubrik: Zweiter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Das Geschäft mit der Kooperation blühte in München. Die Bildhauerwerkstatt des „Blutenburger Meisters“ schuf zusammen mit Jan Polacks Maleratelier den Weihenstephaner Hochaltar. Gleichzeitig stellten sie die Ausstattung der Schlosskirche Blutenburg her.
Grassers und Polacks Werkstatt sicherten sich die lukrativsten Aufträge in München und Umgebung. Es war eine geschäftliche Zweckbeziehung. Doch auch künstlerisch lagen die beiden Meister auf der gleichen Welle. Dies garantierte ihren großen Erfolg.
Größtes Gemeinschaftsprojekt war der Hochaltar für St. Peter. Er umfasste mindestens zwölf große Bildtafeln und ein umfangreiches Skulpturenprogramm. Grasser und Polack teilten sich auch Teile der Ausstattung von St. Wolfgang in Pipping (um 1480). Gleichzeitig aber voneinander getrennt arbeiteten beide Werkstätten in Schliersee und Ilmmünster.
Grassers und Polacks Werkstatt sicherten sich die lukrativsten Aufträge in München und Umgebung. Es war eine geschäftliche Zweckbeziehung. Doch auch künstlerisch lagen die beiden Meister auf der gleichen Welle. Dies garantierte ihren großen Erfolg.
Größtes Gemeinschaftsprojekt war der Hochaltar für St. Peter. Er umfasste mindestens zwölf große Bildtafeln und ein umfangreiches Skulpturenprogramm. Grasser und Polack teilten sich auch Teile der Ausstattung von St. Wolfgang in Pipping (um 1480). Gleichzeitig aber voneinander getrennt arbeiteten beide Werkstätten in Schliersee und Ilmmünster.
Erasmus - am Fr, 11. März 2005, 22:35 - Rubrik: Zweiter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Maler und Bildhauer waren in Zünften organisiert. Strenge Regeln setzten der unternehmerischen Freiheit Grenzen. Marktbeherrschende Großbetriebe waren nicht erwünscht. Maler durften nur einen Bildhauergesellen beschäftigen, Bildhauer nur einen Malergesellen.
Waren große Altarwerke mit umfangreichem Bild- und Skulpurenprogramm gefordert, durften Maler- und Bildhauerwerkstätten Arbeitsgemeinschaften bilden. Beide Seiten profitierten von der Zusammenarbeit – unternehmerisch und künstlerisch.
Grafik, Malerei und Skulptur arbeiteten nach vergleichbaren Gestaltungsprinzipien. Die Kunstdisziplinen bedienten sich gleicher Motive und ähnlicher Bildrhetorik. Vorbilder aus der Druckgrafik waren weit verbreitet und dienten als Vorlagen für Gemälde und Skulpturen. In farbig gefassten Reliefs gingen Malerei und Skulptur fließend ineinander über.
Waren große Altarwerke mit umfangreichem Bild- und Skulpurenprogramm gefordert, durften Maler- und Bildhauerwerkstätten Arbeitsgemeinschaften bilden. Beide Seiten profitierten von der Zusammenarbeit – unternehmerisch und künstlerisch.
Grafik, Malerei und Skulptur arbeiteten nach vergleichbaren Gestaltungsprinzipien. Die Kunstdisziplinen bedienten sich gleicher Motive und ähnlicher Bildrhetorik. Vorbilder aus der Druckgrafik waren weit verbreitet und dienten als Vorlagen für Gemälde und Skulpturen. In farbig gefassten Reliefs gingen Malerei und Skulptur fließend ineinander über.
Erasmus - am Fr, 11. März 2005, 22:35 - Rubrik: Zweiter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Mohr, Bauer, Jüngling - manche Münchner Moriskentänzer treten auch in Innsbruck auf. Am „Goldenen Dachl“ geht es viel wilder zu. Die Tänzer sind extrem verrenkt, ihre Gesichter verzerrt. Grassers Figuren wirken dagegen edel, ihre Derbheit nur gespielt.
Erasmus - am Fr, 11. März 2005, 22:33 - Rubrik: Zweiter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Innsbruck, um 1494: Maximilian I. ließ seinen Residenzbalkon mit einem steinernen Moriskentanz schmücken. Der König kannte Erasmus Grassers Moriskenfiguren aus München. Doch den Auftrag für das „Goldene Dachl“ erhielt ein Innsbrucker Bildhauer. Reichte Grassers Ruhm nicht bis an Maximilians Hof?
Erasmus - am Fr, 11. März 2005, 22:32 - Rubrik: Zweiter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Erasmus Grassers Ruf war nicht auf München beschränkt. Doch außerhalb Altbayerns war die Konkurrenz groß. In reichen Städten wie Augsburg, Ulm, Nürnberg, Würzburg oder Salzburg beherrschten hochklassige einheimische Künstler wie Michael Erhart, Veit Stoß oder Tilman Riemenschneider den Markt.
Erasmus - am Fr, 11. März 2005, 22:31 - Rubrik: Zweiter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen