Obwohl die zentrale Figur, fehlt „Frau Welt“im Münchner Moriskentanz. Auf einer Handzeichnung (um 1510) [Abb. H.S.v.Kulmbach, JMM 42] tritt Sie als Hofdame auf, die sich kokett im Spiegel betrachtet - dem Symbol für „Superbia“, der schlimmsten aller Todsünden. In Innsbruck hält sogar die Königin den Apfel als Preis bereit: Eine Warnung an den Hochmut der Herrschenden?
Weitere wichtige Darsteller fehlen im Münchner Rathaus: Narr, Pfeiffer oder Trommler. Auf allen übrigen Tanzdarstellungen treiben Musikanten die Tänzer mit wilder Musik in ihr Verderben. Oft gesellen sich noch Hunde oder Affen dazu, Beispiele unkeuscher Triebhaftigkeit und Regellosigkeit. [Abb. Goldenes Dachl, JMM 57]
Narren mit Schellenkostüm und Eselskappe spielen unterschiedliche Rollen beim Moriskentanz. Eben noch Zuschauer in der Königsloge, mischt er sich das nächste Mal unter die Wetttänzer. Häufig empfängt er dabei den Siegespreis. Oder es sind alle Tänzer Narren, machen sie sich doch lächerlich bei ihrem verrückten Treiben.
Weitere wichtige Darsteller fehlen im Münchner Rathaus: Narr, Pfeiffer oder Trommler. Auf allen übrigen Tanzdarstellungen treiben Musikanten die Tänzer mit wilder Musik in ihr Verderben. Oft gesellen sich noch Hunde oder Affen dazu, Beispiele unkeuscher Triebhaftigkeit und Regellosigkeit. [Abb. Goldenes Dachl, JMM 57]
Narren mit Schellenkostüm und Eselskappe spielen unterschiedliche Rollen beim Moriskentanz. Eben noch Zuschauer in der Königsloge, mischt er sich das nächste Mal unter die Wetttänzer. Häufig empfängt er dabei den Siegespreis. Oder es sind alle Tänzer Narren, machen sie sich doch lächerlich bei ihrem verrückten Treiben.
Erasmus - am Do, 29. Juli 2004, 23:40 - Rubrik: Dritter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Obwohl die zentrale Figur, fehlt „Frau Welt“im Münchner Moriskentanz. Auf einer Handzeichnung (um 1510) [Abb. H.S.v.Kulmbach, JMM 42] tritt Sie als Hofdame auf, die sich kokett im Spiegel betrachtet - dem Symbol für „Superbia“, der schlimmsten aller Todsünden. In Innsbruck hält sogar die Königin den Apfel als Preis bereit: Eine Warnung an den Hochmut der Herrschenden?
Weitere wichtige Darsteller fehlen im Münchner Rathaus: Narr, Pfeiffer oder Trommler. Auf allen übrigen Tanzdarstellungen treiben sie die Tänzer mit wilder Musik in ihr Verderben. Oft gesellen sich noch Hunde oder Affen dazu, Beispiele unkeuscher Triebhaftigkeit und Regellosigkeit. [Abb. Goldenes Dachl, JMM 57]
Was wäre eine Tanzdarbietung ohne ein Publikum? Oft betrachten Höflinge oder Bürger das Spektakel durch ein Fenster oder von der Galerie herab. Scheinbar in sicherer Entfernung, doch auch sie sind in Gefahr, jederzeit von der Sünde ergriffen zu werden. [2 Abb.: Meckenem 1460, JMM 39 und HL 1520, JMM 42]
Weitere wichtige Darsteller fehlen im Münchner Rathaus: Narr, Pfeiffer oder Trommler. Auf allen übrigen Tanzdarstellungen treiben sie die Tänzer mit wilder Musik in ihr Verderben. Oft gesellen sich noch Hunde oder Affen dazu, Beispiele unkeuscher Triebhaftigkeit und Regellosigkeit. [Abb. Goldenes Dachl, JMM 57]
Was wäre eine Tanzdarbietung ohne ein Publikum? Oft betrachten Höflinge oder Bürger das Spektakel durch ein Fenster oder von der Galerie herab. Scheinbar in sicherer Entfernung, doch auch sie sind in Gefahr, jederzeit von der Sünde ergriffen zu werden. [2 Abb.: Meckenem 1460, JMM 39 und HL 1520, JMM 42]
Erasmus - am Do, 29. Juli 2004, 23:08 - Rubrik: Dritter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Moriskentänze sind höchst profanen Ereignisse, nie sind Vertreter der Kirche präsent. Doch ob belehrende Allegorie (Verbildlichung einer abstrakten Bedeutung) oder bildliche Erzählung: In allen bildlichen Darstellungen ist die christliche Morallehre ständig präsent.
In der Regel tritt ein festes Personal auf: im Zentrum eine schöne Preisrichterin, von Männergestalten mit derb-obszönen Gebärden umtanzt. Wer sich am kraftvollsten verrenkt, dem schenkt sie als Preis höchste irdische Freuden - symbolisiert durch einen Apfel oder einen Ring.
Es ist „Frau Welt“ - die verlockende Versuchung, die den Menschen ins Verderben führt. Der Apfel steht für die Todsünde, manchmal nehmen Dornen die unvermeidliche Bestrafung im Jenseits vorweg. [Abb. JMM 39: Israel von Meckenem, um 1460].
In der Regel tritt ein festes Personal auf: im Zentrum eine schöne Preisrichterin, von Männergestalten mit derb-obszönen Gebärden umtanzt. Wer sich am kraftvollsten verrenkt, dem schenkt sie als Preis höchste irdische Freuden - symbolisiert durch einen Apfel oder einen Ring.
Es ist „Frau Welt“ - die verlockende Versuchung, die den Menschen ins Verderben führt. Der Apfel steht für die Todsünde, manchmal nehmen Dornen die unvermeidliche Bestrafung im Jenseits vorweg. [Abb. JMM 39: Israel von Meckenem, um 1460].
Erasmus - am Do, 29. Juli 2004, 22:13 - Rubrik: Dritter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Moriskentänze haben zumeist ein festes Personal: im Zentrum eine schöne Preisrichterin, von Männergestalten mit derb-obszönen Gebärden umtanzt. Wer sich am kraftvollsten verrenkt, dem schenkt sie als Preis höchste irdische Freuden - symbolisiert durch einen Apfel oder einen Ring.
Es ist „Frau Welt“ - die verlockende Versuchung, die den Menschen ins Verderben führt. Der Apfel steht für die Todsünde, Dornen nehmen die unvermeidliche Bestrafung im Jenseits vorweg. [Abb. JMM 39: Israel von Meckenem, um 1460].
Nur in München fehlt das übrige Stammpersonal: Narr, Pfeiffer oder Trommler. Sie treiben die Tänzer mit sündiger Musik in ihr Verderben. Manchmal betrachten Höflinge oder Bürger die Szenerie von der Galerie.
Es ist „Frau Welt“ - die verlockende Versuchung, die den Menschen ins Verderben führt. Der Apfel steht für die Todsünde, Dornen nehmen die unvermeidliche Bestrafung im Jenseits vorweg. [Abb. JMM 39: Israel von Meckenem, um 1460].
Nur in München fehlt das übrige Stammpersonal: Narr, Pfeiffer oder Trommler. Sie treiben die Tänzer mit sündiger Musik in ihr Verderben. Manchmal betrachten Höflinge oder Bürger die Szenerie von der Galerie.
Erasmus - am Do, 29. Juli 2004, 20:57 - Rubrik: Dritter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Der Kaiser war oberster Lehnsherr. Deshalb größer als alle übrigen Wappen: der Doppeladler mit Rautenschild, das Abzeichen Ludwigs des Bayern. [Abb. JMM 73] Er war der erste Wittelsbacher auf dem Kaiserthron. Das Kaisertum als bayerischer Herzogtraum?
Ein Stockwerk unter dem hölzernen Himmel: Ein Fries mit 99 Wappenschilden, teils real und teils phantatstisch. Das Heilige Römische Reich umfasst die ganze Welt. Dazwischen tanzen die Morisken. [Abb. JMM 75]
Es ist ein Rätselspiel. Sonne und Mond, Herzöge und Kaiser, Land und Reich, Bürger und Morisken. Noch regiert das alte Reich. Doch die Zeichen deuten in die neue Zeit: Territorien und Städte greifen nach den Sternen.
Ein Stockwerk unter dem hölzernen Himmel: Ein Fries mit 99 Wappenschilden, teils real und teils phantatstisch. Das Heilige Römische Reich umfasst die ganze Welt. Dazwischen tanzen die Morisken. [Abb. JMM 75]
Es ist ein Rätselspiel. Sonne und Mond, Herzöge und Kaiser, Land und Reich, Bürger und Morisken. Noch regiert das alte Reich. Doch die Zeichen deuten in die neue Zeit: Territorien und Städte greifen nach den Sternen.
Erasmus - am Do, 29. Juli 2004, 15:48 - Rubrik: Dritter Raum
Nichts geringeres als der universelle Machtanspruch des regierenden Landesherrn Wilhelm IV. ist da über das weite Tonnengewölbe des Tanzsaals ausgebreitet. Raute, Doppeladler und gleich zweimal das Mönchswappen. Gemeinsam mit Landesherr und Bayernkaiser teilt sich die Bürgerstadt den Himmel.
Sonne, Mond und Sterne leuchten über den prächtigen Wappenschilden. [Abb. JMM 69 und 70] Die staatliche Ordnung ist gottgewollt. Doch das mittelalterliche Feudalwesen war schon ein Auslaufmodell - stolze Herrscher regierten moderne Staaten. Wappen und Stammbäume waren in Mode, Ritterspiele ein beliebter Zeitvertreib.
Die Wittelsbacher strebten zu europäischer Macht. Gonzaga aus Mantua und Visconti aus Mailand [Abb. JMM 64] - die Wappen der illustren Verwandtschaft blühen als Statussymbole im Rankwerk des Gewölbes.
Sonne, Mond und Sterne leuchten über den prächtigen Wappenschilden. [Abb. JMM 69 und 70] Die staatliche Ordnung ist gottgewollt. Doch das mittelalterliche Feudalwesen war schon ein Auslaufmodell - stolze Herrscher regierten moderne Staaten. Wappen und Stammbäume waren in Mode, Ritterspiele ein beliebter Zeitvertreib.
Die Wittelsbacher strebten zu europäischer Macht. Gonzaga aus Mantua und Visconti aus Mailand [Abb. JMM 64] - die Wappen der illustren Verwandtschaft blühen als Statussymbole im Rankwerk des Gewölbes.
Erasmus - am Do, 29. Juli 2004, 15:46 - Rubrik: Dritter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Wild tanzen und springen sie umher: über den Morisken das Firmament, unter ihnen irdisches Treiben. [Abb. JMM 71] Mit Sonne, Mond und Sternen symbolisiert das weite Holzgewölbe die Himmelsphäre. In seinem Zentrum die Wappen von Kaiser, Fürsten und der Stadt München. Zwischen den Tanzfiguren reihen sich weitere Adelswappen. [Abb. JMM 75]
Wie konnten sich nur die anmaßenden Narren mitten unter die edlen Geschlechter und himmlische Gestirne mischen? Haben sich die bürgerlichen Hausherren etwa einen derben Scherz erlaubt, zur Belustigung ihrer Gäste oder gar auf Kosten ihrer adeligen „Untermieter“?
Es öffnet sich die Bühne für das große Welttheater der frühen Neuzeit. Die Morisken spielen nur die ihnen zugewiesene Rolle. Im lasterhaften Modegewand erinnern sie die irdischen Machthaber, selbst nicht ihr Heil und ihre Würde zu verspielen.
Wie konnten sich nur die anmaßenden Narren mitten unter die edlen Geschlechter und himmlische Gestirne mischen? Haben sich die bürgerlichen Hausherren etwa einen derben Scherz erlaubt, zur Belustigung ihrer Gäste oder gar auf Kosten ihrer adeligen „Untermieter“?
Es öffnet sich die Bühne für das große Welttheater der frühen Neuzeit. Die Morisken spielen nur die ihnen zugewiesene Rolle. Im lasterhaften Modegewand erinnern sie die irdischen Machthaber, selbst nicht ihr Heil und ihre Würde zu verspielen.
Erasmus - am Do, 29. Juli 2004, 15:45 - Rubrik: Dritter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Wild tanzen und springen sie umher: über den Morisken das Firmament, unter ihnen irdisches Treiben. Mit Sonne, Mond und Sternen symbolisiert das weite Holzgewölbe die Himmelsphäre. In seinem Zentrum die Wappen von Kaiser, Fürsten und der Stadt München. Zwischen den Tänzern reihen sich endlos weitere Wappenschilde.
Wie konnten sich nur die anmaßenden Narren mitten unter die edlen Geschlechter und himmlische Gestirne mischen? Haben sich die bürgerlichen Hausherren etwa einen derben Scherz erlaubt, zur Belustigung ihrer Gäste oder gar auf Kosten ihrer adeligen „Untermieter“?
Es öffnet sich die Bühne für das große Welttheater der frühen Neuzeit. Die Morisken spielen nur die ihnen zugewiesene Rolle. Im lasterhaften Modegewand erinnern sie die irdischen Machthaber, selbst nicht ihr Heil und ihre Würde zu verspielen.
Wie konnten sich nur die anmaßenden Narren mitten unter die edlen Geschlechter und himmlische Gestirne mischen? Haben sich die bürgerlichen Hausherren etwa einen derben Scherz erlaubt, zur Belustigung ihrer Gäste oder gar auf Kosten ihrer adeligen „Untermieter“?
Es öffnet sich die Bühne für das große Welttheater der frühen Neuzeit. Die Morisken spielen nur die ihnen zugewiesene Rolle. Im lasterhaften Modegewand erinnern sie die irdischen Machthaber, selbst nicht ihr Heil und ihre Würde zu verspielen.
Erasmus - am Do, 29. Juli 2004, 10:29 - Rubrik: Dritter Raum
Stadtbürger und Landesfürst - Im Deutschland der frühen Neuzeit waren sie Verbündete und Konkurrenten. Reiche Patrizier eiferten dem Pomp der Fürsten nach - auch mit dem Moriskentanz: 1479 leistete sich ein reicher Nürnberger Kaufmann das exklusive Spektakel.
Am "Goldenen Dachl" tanzen die Morisken vor König Maximilian I., an seiner Seite ein Patrizier als Ehrengast. [2 Abb. Goldenes Dachl, JMM 47 und 57] Der spätere Kaiser bezog das Bürgerhaus mit dem Prachtbalkon, wenn er zu Besuch in seiner Lieblingsstadt war.
Auch im Münchner Rathaus begegneten sich Bürger und Fürsten auf gleicher Augenhöhe. An diesem besonderen Ort, genau an der Schnittstelle dieser spannungsvollen Beziehung, stehen die Grasserschen Morisken.
Am "Goldenen Dachl" tanzen die Morisken vor König Maximilian I., an seiner Seite ein Patrizier als Ehrengast. [2 Abb. Goldenes Dachl, JMM 47 und 57] Der spätere Kaiser bezog das Bürgerhaus mit dem Prachtbalkon, wenn er zu Besuch in seiner Lieblingsstadt war.
Auch im Münchner Rathaus begegneten sich Bürger und Fürsten auf gleicher Augenhöhe. An diesem besonderen Ort, genau an der Schnittstelle dieser spannungsvollen Beziehung, stehen die Grasserschen Morisken.
Erasmus - am Mi, 28. Juli 2004, 15:53 - Rubrik: Dritter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Um 1500 zog es die neuen Fürsten in die Stadt. Vorbilder waren italienische Potentaten in Mantua oder Mailand - Verwandte der bayerischen Wittelsbacher. Mit dem Geld reicher Kaufleute bekämpften Landesfürsten und König den alten Provinzadel und simulierten den Glanz vergangener Ritterseligkeit.
Ein Holzschnitt aus der Zeit um 1520 zeigt einen König, umgeben von seinem feudalen Hofstaat. Zu seiner Linken aber sitzt ein Patrizier, er scheint ihm am nächsten zu stehen. Fast sieht es so aus, als frage der Monarch den Kaufmann um Rat. [Abb. HL 1520, JMM 43]
Eine neue Zeit regiert. Könige zahlen Kreditzinsen und entdecken sogar die bürgerliche Liebe. Am „Goldenen Dachl“ in Innsbruck (um 1500) zeigt sich der spätere Kaiser Maximilian I. den Innsbruckern mit seiner zweiten Frau, geheiratet aus Staatsräson - direkt daneben seine erste Gattin, die der König weiterhin liebte. [Abb. Goldenes Dachl, JMM 49]
Ein Holzschnitt aus der Zeit um 1520 zeigt einen König, umgeben von seinem feudalen Hofstaat. Zu seiner Linken aber sitzt ein Patrizier, er scheint ihm am nächsten zu stehen. Fast sieht es so aus, als frage der Monarch den Kaufmann um Rat. [Abb. HL 1520, JMM 43]
Eine neue Zeit regiert. Könige zahlen Kreditzinsen und entdecken sogar die bürgerliche Liebe. Am „Goldenen Dachl“ in Innsbruck (um 1500) zeigt sich der spätere Kaiser Maximilian I. den Innsbruckern mit seiner zweiten Frau, geheiratet aus Staatsräson - direkt daneben seine erste Gattin, die der König weiterhin liebte. [Abb. Goldenes Dachl, JMM 49]
Erasmus - am Mi, 28. Juli 2004, 15:52 - Rubrik: Dritter Raum
Der Münchner Rat ließ die Morisken für das „tanntzhauß“ fertigen. So hieß der repräsentative Saal im ersten Stock. Hier schlug das Herz des neuen Rathauses (heute „Altes Rathaus“). [Abb. Stich M. Wening, 1701) Etwa zeitgleich errichtet mit der Frauenkirche (1468-1494), drückte der profane Prachtbau das neue Selbstbewußtsein der Bürgerschaft am Übergang zur frühen Neuzeit aus.
Ein Tanzhaus als Bühne der Macht? Hier feierte das Patriziat sich selbst. Der Saal war prächtige Kulisse - ebenso für rauschende Feste wie für würdige Versammlungen des Rats. Ein glanzvoller Mehrzweckbau: Hier fanden sogar auch die Wittelsbacher Landesherrn Obdach für ihre Fest- und Staatsakte.
Die bayrischen Herzöge waren in München noch nicht sesshaft. Erst hundert Jahre später unterhielten sie ihre Residenz. Als Wilhelm V. 1568 Renata von Lothringen ehelichte, fanden sich die adeligen Hochzeiter im Tanzsaal ein. Und so kam es, dass Moriskentänzer von niederem Stand von ihren Podesten herabblickten auf eine erlauchte Gästeschar.
Ein Tanzhaus als Bühne der Macht? Hier feierte das Patriziat sich selbst. Der Saal war prächtige Kulisse - ebenso für rauschende Feste wie für würdige Versammlungen des Rats. Ein glanzvoller Mehrzweckbau: Hier fanden sogar auch die Wittelsbacher Landesherrn Obdach für ihre Fest- und Staatsakte.
Die bayrischen Herzöge waren in München noch nicht sesshaft. Erst hundert Jahre später unterhielten sie ihre Residenz. Als Wilhelm V. 1568 Renata von Lothringen ehelichte, fanden sich die adeligen Hochzeiter im Tanzsaal ein. Und so kam es, dass Moriskentänzer von niederem Stand von ihren Podesten herabblickten auf eine erlauchte Gästeschar.
Erasmus - am Mi, 28. Juli 2004, 15:50 - Rubrik: Dritter Raum
Stadtbürger und Landesfürst - Im Deutschland der frühen Neuzeit waren sie Verbündete gegen den „mittelalterlichen“ Landadel. Reiche Patrizier eiferten den modernen Fürsten nach - auch mit dem Moriskentanz: So leistete sich ein reicher Nürnberger Kaufmann 1479 das exklusive Spektakel. In Innsbruck tanzten die Morisken um 1500 vor dem Habsburgerkönig und späteren Kaiser Maximilian I.
Im Münchner Rathaus begegneten sich Bürger und Fürsten auf gleicher Augenhöhe. An diesem besonderen Ort, genau an der Schnittstelle dieser spannungsvollen Beziehung, stehen die Grasserschen Morisken.
Ein Bildfeld des Goldenen Dachls in Innsbruck zeigt einen Patrizier, der vom Balkon einen Moriskentanz verfolgt - Seite an Seite mit König Maximilian [Abb. Goldenes Dachl, JMM 47]. Das Wappen des Kaufmannes, vielleicht war es „Kaisermacher“ Jakob Fugger der Reiche, wurde später getilgt.
Im Münchner Rathaus begegneten sich Bürger und Fürsten auf gleicher Augenhöhe. An diesem besonderen Ort, genau an der Schnittstelle dieser spannungsvollen Beziehung, stehen die Grasserschen Morisken.
Ein Bildfeld des Goldenen Dachls in Innsbruck zeigt einen Patrizier, der vom Balkon einen Moriskentanz verfolgt - Seite an Seite mit König Maximilian [Abb. Goldenes Dachl, JMM 47]. Das Wappen des Kaufmannes, vielleicht war es „Kaisermacher“ Jakob Fugger der Reiche, wurde später getilgt.
Erasmus - am Mi, 28. Juli 2004, 12:26 - Rubrik: Dritter Raum
Der Münchner Rat ließ die Morisken für das „tanntzhauß“ fertigen. So hieß der repräsentative Saal im ersten Stock. Hier schlug das Herz des neuen Rathauses (heute „Altes Rathaus“). [Abb. Stich M. Wening, 1701) Zeitgleich errichtet mit der Frauenkirche (1470-1490), drückte der profane Prachtbau das neue Selbstbewußtsein der Bürgerschaft am Übergang zur frühen Neuzeit aus.
Ein Tanzhaus als Bühne der Macht? Hier feierte das Patriziat sich selbst. Der Saal war prächtige Kulisse - ebenso für rauschende Feste wie für würdige Versammlungen des Rats. Ein glanzvoller Mehrzweckbau: Hier fanden sogar auch die Wittelsbacher Landesherrn Obdach für ihre Fest- und Staatsakte.
Die bayrischen Herzöge waren in München noch nicht sesshaft. Erst hundert Jahre später unterhielten sie ihre Residenz. Als Wilhelm V. 1568 Renata von Lothringen ehelichte, fanden sich die adeligen Hochzeiter im Tanzsaal ein. Und so kam es, dass Moriskentänzer von niederem Stand von ihren Podesten herabblickten auf eine erlauchte Gästeschar.
Ein Tanzhaus als Bühne der Macht? Hier feierte das Patriziat sich selbst. Der Saal war prächtige Kulisse - ebenso für rauschende Feste wie für würdige Versammlungen des Rats. Ein glanzvoller Mehrzweckbau: Hier fanden sogar auch die Wittelsbacher Landesherrn Obdach für ihre Fest- und Staatsakte.
Die bayrischen Herzöge waren in München noch nicht sesshaft. Erst hundert Jahre später unterhielten sie ihre Residenz. Als Wilhelm V. 1568 Renata von Lothringen ehelichte, fanden sich die adeligen Hochzeiter im Tanzsaal ein. Und so kam es, dass Moriskentänzer von niederem Stand von ihren Podesten herabblickten auf eine erlauchte Gästeschar.
Erasmus - am Mi, 28. Juli 2004, 10:43 - Rubrik: Dritter Raum
sag einfach, in welche Richtung der erste text (3.32?) mehr gehen soll, dann setzte ich da nochmal an - ist wohl ein wenig zu akademisch, i know.
Jetzt gehe ich mal an (in) das tanntzhauß...
Jetzt gehe ich mal an (in) das tanntzhauß...
... gratuliere, das läuft schon sehr gut. der zweite und dritte text gefallen mir besonders. (aber mit dem ersten bin ich jetzt auch schon zufrieden.)
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
In der Feudalgesellschaft sind die Stände klar getrennt. Hochmut ist Sünde, Auflehnung wird streng bestraft. Doch es gibt Ventile, die kontrollierte Abweichungen zulassen. Narren dürfen den Mächtigen den Zerrspiegel vorhalten. Und zur Fassnacht erscheint die Welt verkehrt.
Zu Füßen der Moriskentänzer tummeln sich manchmal Hunde und Affen [Abb. Goldenes Dachl], möglicherweise Symbole für verbotene Triebhaftigkeit und Ordnungsverstöße. Und am Ende trägt der größte Narr den Preis davon - aus der Hand der schönen Preisrichterin [Abb. Meckenem 1460 und HL 1520].
Die Morisken als tanzende Narren? Vieles spricht dafür [Abb. E. Schön 1542]. Aber am Ende des Mittelalters treten die Morisken nicht mehr allein für Könige und Fürsten auf. Jetzt beansprucht auch die neue Bürgerschaft dieses Privilieg für sich.
Zu Füßen der Moriskentänzer tummeln sich manchmal Hunde und Affen [Abb. Goldenes Dachl], möglicherweise Symbole für verbotene Triebhaftigkeit und Ordnungsverstöße. Und am Ende trägt der größte Narr den Preis davon - aus der Hand der schönen Preisrichterin [Abb. Meckenem 1460 und HL 1520].
Die Morisken als tanzende Narren? Vieles spricht dafür [Abb. E. Schön 1542]. Aber am Ende des Mittelalters treten die Morisken nicht mehr allein für Könige und Fürsten auf. Jetzt beansprucht auch die neue Bürgerschaft dieses Privilieg für sich.
Erasmus - am Di, 27. Juli 2004, 19:50
Ob „morris dance“ in England oder „maruschka tanntz“ im Münchner Rathaus: In Europa grassierte im 15. Und 16. Jahrhundert eine Moriskentanzwut. Moriskentänze gehörten zu den Höhepunkten festlicher Gesellschaften und Fastnachtsfeiern. Allein für Nürnberg sind zwischen 1479 und 1496 vier Aufführungen dokumentiert.
Die Tänzer, sogenannte „Springer“, wurden für solche Anlässe aus dem „fahrenden Volk“ angeworben. Professionelle Künstler also, aber Außenseiter der Standesgesellschaft. Doch im Moriskentanz herrscht Narrenfreiheit.
Nur wenig ist bildlich und literarisch überliefert. Doch soviel ist sicher: Dies war kein gewöhnlicher Tanz, eher ein sinnlicher Rausch. Flöte und Einhandtrommel, Rasseln und Schellen produzieren eine treibende Musikkulisse. Im scharfen Dreierrhythmus tanzen herausgeputzte Gestalten aufreizend um eine schöne Frau herum, wild springen und stampfen sie umher.
Die Tänzer, sogenannte „Springer“, wurden für solche Anlässe aus dem „fahrenden Volk“ angeworben. Professionelle Künstler also, aber Außenseiter der Standesgesellschaft. Doch im Moriskentanz herrscht Narrenfreiheit.
Nur wenig ist bildlich und literarisch überliefert. Doch soviel ist sicher: Dies war kein gewöhnlicher Tanz, eher ein sinnlicher Rausch. Flöte und Einhandtrommel, Rasseln und Schellen produzieren eine treibende Musikkulisse. Im scharfen Dreierrhythmus tanzen herausgeputzte Gestalten aufreizend um eine schöne Frau herum, wild springen und stampfen sie umher.
Erasmus - am Di, 27. Juli 2004, 19:49 - Rubrik: Dritter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Angenehmes Leben oder hemmungslose Genusssucht? Arabische Hochkultur wurde in Europa ebenso bewundert wie verteufelt. Der Orient war in Mode. Am spanischen Hof in Neapel umgab sich der König von Aragon mit einem bunten Völkergemisch aus Juden, Arabern, Afrikanern, Türken und Griechen.
Reisende, Kaufleute und Kreuzritter brachten fremde Gewänder, Musikinstrumente und Tänze mit in ihre Heimat. Gaukler und Spielleute verbreiteten einen aufregend fremdartigen Kulturmix. Fürsten, Bürger und niederes Volk waren fasziniert von Kunststücken, Tänzen und treibenden Rhythmen.
Woher stammt der Moriskentanz? Vielleicht gaben Tanzspiele aus dem maurischen Spanien das Vorbild. Oder kriegerisch-ekstatische Tänze aus Arabien. Ob die tanzenden „Morisken“ in Europa wirklich aus dem Morgenland kamen oder maskierte Einheimische waren, weiß man nicht.
Reisende, Kaufleute und Kreuzritter brachten fremde Gewänder, Musikinstrumente und Tänze mit in ihre Heimat. Gaukler und Spielleute verbreiteten einen aufregend fremdartigen Kulturmix. Fürsten, Bürger und niederes Volk waren fasziniert von Kunststücken, Tänzen und treibenden Rhythmen.
Woher stammt der Moriskentanz? Vielleicht gaben Tanzspiele aus dem maurischen Spanien das Vorbild. Oder kriegerisch-ekstatische Tänze aus Arabien. Ob die tanzenden „Morisken“ in Europa wirklich aus dem Morgenland kamen oder maskierte Einheimische waren, weiß man nicht.
Erasmus - am Di, 27. Juli 2004, 19:47 - Rubrik: Dritter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Das hier passt zu deinen Funden über die Mauren! Der Rohtext wäre das für die erste, oberflächliche Ebene. Die Kunst wäre, alles pointiert zu verdichten, so dass der Leser mehr wissen will.
Ich hab inzwischen gedacht, dass man versuchen sollte, jeden "Ausstelungstext" der oberen Ebene mit einer Frage abzuschließen, die dann zur Vertiefung führt.
Schreibe vielleicht einmal diesen Text?
Bild: FREMDE
(1) Die Bezeichnung „Moreschatannz“ verweist auf „Morisken“. So nannte man die spanischen Mauren, aber auch das exotische Bevölkerungsgemisch am Hof von Neapel. Ob die Tänzer wirklich Fremde oder ob die „Morisken“ nur eine Maske waren, weiß man nicht.
(2) Nur in München sind ein richtiger Mohr und drei oder vier morgenländisch anmutende Gestalten zu sehen. Aber auch hier tragen andere den Turban nur als verfremdende Zierde (der „Bauer“). In den Tänzern auf den anderen bildlichen Darstellungen sind gar keine Exoten zu erkennen.
(3) Es scheint, dass mehrere Arten von „Moriskentänzen“ beliebt waren: Morris Dance, Flamenco, „Morescha“ von Orlando di Lasso.
Sensationell und der bildlichen Darstellung für würdig …
Notes:
Herkunft: FREMDE, „Morisken“, was hieß das? (Groteske Fremde, zugleich Verzerrungen des Bekannten: „der Bauer“. In vielen Tänzen SIND gar keine „Morisken“, sondern normale Europäer in europäischer Tracht)
andererseits: Faszination für „phantastische Kostüme“
Umgekehrt ist der spanische Tanz der Morisken (Weiditz) sicher kein „Moriskentanz“
Weiß man irgendwas darüber, dass die Innsbrucker „Morisken“ hießen??
Ich hab inzwischen gedacht, dass man versuchen sollte, jeden "Ausstelungstext" der oberen Ebene mit einer Frage abzuschließen, die dann zur Vertiefung führt.
Schreibe vielleicht einmal diesen Text?
Bild: FREMDE
(1) Die Bezeichnung „Moreschatannz“ verweist auf „Morisken“. So nannte man die spanischen Mauren, aber auch das exotische Bevölkerungsgemisch am Hof von Neapel. Ob die Tänzer wirklich Fremde oder ob die „Morisken“ nur eine Maske waren, weiß man nicht.
(2) Nur in München sind ein richtiger Mohr und drei oder vier morgenländisch anmutende Gestalten zu sehen. Aber auch hier tragen andere den Turban nur als verfremdende Zierde (der „Bauer“). In den Tänzern auf den anderen bildlichen Darstellungen sind gar keine Exoten zu erkennen.
(3) Es scheint, dass mehrere Arten von „Moriskentänzen“ beliebt waren: Morris Dance, Flamenco, „Morescha“ von Orlando di Lasso.
Sensationell und der bildlichen Darstellung für würdig …
Notes:
Herkunft: FREMDE, „Morisken“, was hieß das? (Groteske Fremde, zugleich Verzerrungen des Bekannten: „der Bauer“. In vielen Tänzen SIND gar keine „Morisken“, sondern normale Europäer in europäischer Tracht)
andererseits: Faszination für „phantastische Kostüme“
Umgekehrt ist der spanische Tanz der Morisken (Weiditz) sicher kein „Moriskentanz“
Weiß man irgendwas darüber, dass die Innsbrucker „Morisken“ hießen??
Erasmus - am Mo, 26. Juli 2004, 16:52 - Rubrik: Dritter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
BILD: Decke als Ganze
ÜS: Gestirne und Wappen
(1) Das tanntzhauß war auf ausgeklügelte und bedeutungsträchtige Weise geschmückt: An den drei zentralen Schnittstellen der Kreuzrippen, die das eindrucksvolle Tonnengewölbe verzierten, prangten die Sonne, ein weiblicher Mond und das Wappen der Wittelsbacher.
(2) Die anderen Schnittstellen des Himmelsgewölbes zeigten Wappen, die auf mit den Wittelsbachern verbundene Adelshäuser verwiesen A. Mit zwei Ausnahmen: Gleich doppelt erscheint der gelb-schwarze Mönch, das Wahrzeichen der Stadt München.
(3) Unterhalb dieser Decke verläuft ein Fries, der 99 echte und phantastische Wappen zeigt. Sie repräsentierten den gesamten Weltkreis und damit das Heilige Römische Reich. Zwischen diesen Wappen aber, da, wo die Kreuzrippen des Gewölbes enden, tanzten die Morisken. Aber warum?
ÜS: Gestirne und Wappen
(1) Das tanntzhauß war auf ausgeklügelte und bedeutungsträchtige Weise geschmückt: An den drei zentralen Schnittstellen der Kreuzrippen, die das eindrucksvolle Tonnengewölbe verzierten, prangten die Sonne, ein weiblicher Mond und das Wappen der Wittelsbacher.
(2) Die anderen Schnittstellen des Himmelsgewölbes zeigten Wappen, die auf mit den Wittelsbachern verbundene Adelshäuser verwiesen A. Mit zwei Ausnahmen: Gleich doppelt erscheint der gelb-schwarze Mönch, das Wahrzeichen der Stadt München.
(3) Unterhalb dieser Decke verläuft ein Fries, der 99 echte und phantastische Wappen zeigt. Sie repräsentierten den gesamten Weltkreis und damit das Heilige Römische Reich. Zwischen diesen Wappen aber, da, wo die Kreuzrippen des Gewölbes enden, tanzten die Morisken. Aber warum?
Erasmus - am Mo, 26. Juli 2004, 16:48 - Rubrik: Dritter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
BILD: Rathaus, alter Stich 1701
oder BILD: Bürgerliche Zuschauer: Meckenem
ÜS: Bürger und Morisken
(1) Zu Beginn der Frühen Neuzeit waren die Stadtbürger und der Landesherr Verbündete gegen den mittelalterlichen Provinz- und Landadel. Auch ihre Festivitäten ähnelten sich: Moriskentänzer waren eine teure Attraktion für öffentliche Feste, die sich ein reicher Nürnberger Bürger A ebenso leistete wie der Habsburger König und spätere Kaiser Maximilian in Innsbruck. A
(2) Die Münchner Morisken im alten Rathaus markieren einen besonderen Ort, an dem sich für einige Jahrzehnte Bürger und Hochadel auf Augenhöhe begegneten. Ähnliches gilt für die Innsbrucker Morisken, die fast zeitgleich entstanden.
(3) Ein Feld des Innsbrucker Moriskentanz, der dort als Relief das berühmte Goldene Dachl A ziert, zeigt als Zuschauer auf dem Königsbalkon einen Narren und einen Patrizier. Das Wappen des Bürgers wurde später getilgt – zu einer Zeit, als auch die Moriskentänze aus der Mode gekommen waren.
oder BILD: Bürgerliche Zuschauer: Meckenem
ÜS: Bürger und Morisken
(1) Zu Beginn der Frühen Neuzeit waren die Stadtbürger und der Landesherr Verbündete gegen den mittelalterlichen Provinz- und Landadel. Auch ihre Festivitäten ähnelten sich: Moriskentänzer waren eine teure Attraktion für öffentliche Feste, die sich ein reicher Nürnberger Bürger A ebenso leistete wie der Habsburger König und spätere Kaiser Maximilian in Innsbruck. A
(2) Die Münchner Morisken im alten Rathaus markieren einen besonderen Ort, an dem sich für einige Jahrzehnte Bürger und Hochadel auf Augenhöhe begegneten. Ähnliches gilt für die Innsbrucker Morisken, die fast zeitgleich entstanden.
(3) Ein Feld des Innsbrucker Moriskentanz, der dort als Relief das berühmte Goldene Dachl A ziert, zeigt als Zuschauer auf dem Königsbalkon einen Narren und einen Patrizier. Das Wappen des Bürgers wurde später getilgt – zu einer Zeit, als auch die Moriskentänze aus der Mode gekommen waren.
Erasmus - am Mo, 26. Juli 2004, 16:46 - Rubrik: Dritter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
... BILD: 2x Maximilian in Innsbruck
(1) Das mittelalterliche Rollenverständnis der Fürsten war um 1500 brüchig geworden. Die neuen Landesherren nahmen wie der Wittelsbacher XXXXX einen festen Wohnsitz in den Städten, bauten ihre Macht auf das Geld der Bürger und bekämpften den alten Feudaladel.
(2) Auf der Innsbrucker Darstellung des Moriskentanzes ist der spätere Kaiser Maximilian zweimal zu sehen: Einmal in der mittelalterlichen Pose des Königs, der nun aber zwischen Bürger und Narr thront. Und daneben in lebendigerer Pose, gewissermaßen als Privatperson: mit der zweiten Frau, die er aus Staatsraison heiratete, und seiner verstorbenen ersten Frau, die er weiterhin liebte.
(3) Und auch für andere Darstellungen des Moriskentanzes ist das gemischte Publikum typisch: Die Grenzen zwischen dem Fürsten, den Patriziern und den gemeinen Bürgern fallen nicht, aber sie scheinen vorübergehend durchlässig zu werden.
(1) Das mittelalterliche Rollenverständnis der Fürsten war um 1500 brüchig geworden. Die neuen Landesherren nahmen wie der Wittelsbacher XXXXX einen festen Wohnsitz in den Städten, bauten ihre Macht auf das Geld der Bürger und bekämpften den alten Feudaladel.
(2) Auf der Innsbrucker Darstellung des Moriskentanzes ist der spätere Kaiser Maximilian zweimal zu sehen: Einmal in der mittelalterlichen Pose des Königs, der nun aber zwischen Bürger und Narr thront. Und daneben in lebendigerer Pose, gewissermaßen als Privatperson: mit der zweiten Frau, die er aus Staatsraison heiratete, und seiner verstorbenen ersten Frau, die er weiterhin liebte.
(3) Und auch für andere Darstellungen des Moriskentanzes ist das gemischte Publikum typisch: Die Grenzen zwischen dem Fürsten, den Patriziern und den gemeinen Bürgern fallen nicht, aber sie scheinen vorübergehend durchlässig zu werden.
Erasmus - am Mo, 26. Juli 2004, 16:44 - Rubrik: Dritter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
... 1.310
BILD: Hochzeit
ÜS: Ein bürgerlicher Prestigebau
(1) Die Münchner Morisken wurden 148X für das tanntzhauß gefertigt, den großen Saal im ersten Stock, der das Zentrum des neuen Rathauses bildete. Der repräsentative Neubau entstand zeitgleich mit der Frauenkirche (1470 – 1490). Beide Prachtbauten dokumentierten das neue Selbstbewusstsein der Bürgerschaft am Übergang zur frühen Neuzeit.
(2) Das tanntzhauß war ein politischer Ort. Hier hielten die Bürger nicht nur große Feste, sondern auch alle wichtigen Versammlungen ab. Doch auch die Wittelsbacher Landesherrn erhielten hier Obdach für ihre Fest- und Staatsakte: Sie ließen sich erst allmählich in der großen Stadt nieder und unterhielten dort noch gar keine große Residenz.
(3) Und so kam es, dass bei der Fürstenhochzeit von 15XX, als Wilhelm von Lothringen Renate von XXX ehelichte, die XXXX Moriskentänzer, Leute von niedrigstem Stand, von ihren Podesten auf die hochadelige Gästeschar herunterblickten.
BILD: Hochzeit
ÜS: Ein bürgerlicher Prestigebau
(1) Die Münchner Morisken wurden 148X für das tanntzhauß gefertigt, den großen Saal im ersten Stock, der das Zentrum des neuen Rathauses bildete. Der repräsentative Neubau entstand zeitgleich mit der Frauenkirche (1470 – 1490). Beide Prachtbauten dokumentierten das neue Selbstbewusstsein der Bürgerschaft am Übergang zur frühen Neuzeit.
(2) Das tanntzhauß war ein politischer Ort. Hier hielten die Bürger nicht nur große Feste, sondern auch alle wichtigen Versammlungen ab. Doch auch die Wittelsbacher Landesherrn erhielten hier Obdach für ihre Fest- und Staatsakte: Sie ließen sich erst allmählich in der großen Stadt nieder und unterhielten dort noch gar keine große Residenz.
(3) Und so kam es, dass bei der Fürstenhochzeit von 15XX, als Wilhelm von Lothringen Renate von XXX ehelichte, die XXXX Moriskentänzer, Leute von niedrigstem Stand, von ihren Podesten auf die hochadelige Gästeschar herunterblickten.
Erasmus - am Mo, 26. Juli 2004, 16:42 - Rubrik: Dritter Raum
Zur möglichen maurisch-spanischen herkunft des moriskentanzes bzw. starken einflüssen habe ich interessante hinweise gefunden in dem buch von W. Montgomery Watt: Der Einfluß des Islam auf das europäische Mittelalter (1972/1988). Arabisch-islamische kultur wurde in christlich-abendländischen kreisen sowohl bewundert als auch verteufelt: Kunst des "angenehmen lebens" vs. "hemmungslose Genussucht" - dazu gehören sexuelle Ausschweifungen wie vielehe und sex mit tieren (!). die kunst des angenehmen lebens war im wesentlichen ein urbanes leben und war angewiesen auf städte, in denen recht und ordnung herrschte und wo eine größere anzahl von menschen friedlich zusammenlebten.
der "morris dance" (vgl. WMM, S. 33) sammt musikbegleitung entstammt angeblich direkt der spanisch-mozarabischen kultur: die arabische musikpraxis zeichnet sich durch spiel und gesang aus, die durch die spielleute in europa verbreitet wurden. flöten und trommeln/tamburins sind für arabische musikpraxis charakteristisch, die musik sollte häufig die ekstase fördern und spielte bei kriegerischen anlässen eine große rolle. "Die englischen morris dancers (d.h. maurische tänzer) treten mit steckenpferd und schellen auf und erinnern so noch heute an die arabischen spielleute."
der "morris dance" (vgl. WMM, S. 33) sammt musikbegleitung entstammt angeblich direkt der spanisch-mozarabischen kultur: die arabische musikpraxis zeichnet sich durch spiel und gesang aus, die durch die spielleute in europa verbreitet wurden. flöten und trommeln/tamburins sind für arabische musikpraxis charakteristisch, die musik sollte häufig die ekstase fördern und spielte bei kriegerischen anlässen eine große rolle. "Die englischen morris dancers (d.h. maurische tänzer) treten mit steckenpferd und schellen auf und erinnern so noch heute an die arabischen spielleute."
Erasmus - am Sa, 24. Juli 2004, 11:38 - Rubrik: Dritter Raum
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen