In der Welt des Spätmittelalter gerät alles in Bewegung. An Uhren und anderen Automaten drehen sich Figuren im Kreis oder führen ganze Szenen auf. [Anmerkung bzw. Abb.???: München, Frauenkirche (Chorumgang), Uhr mit beweglichen Figuren (Fürbittenszene), um 1500; Straßburger Münster, sog. “Brüllautomaten” aus dem 14. Jhd.: Unterhalb der Orgel stehen zwei Wandkonsolfiguren, die bei der Messe die Zelebranten riefen.] Die Münchner Moriskentänzer sind zwar fest auf ihre Podeste gebannt. Doch scheint es, als erwachten sie jederzeit zum Leben und setzten ihren Tanz fort.Ob weltliche oder sakrale Kunst: Figuren der Kleinplastik genossen größten Freiraum. Aus Bronze geformte Narren bevölkerten fürstliche Kronleuchter, geschnitzte Moriskentänzer zierten frommes Kirchengestühl. Beispiel Chorgestühl der Klosterkirche Cappenberg: Für die westfälischen Morisken standen vielleicht die Münchner Kollegen Modell. [Abb.: Chorgestühl der ehemaligen Klosterkirche Cappenberg, 1509-22]An der Wende zur Neuzeit entfaltete sich die Kunst nach eigenen Regeln. Wie zuvor erfüllte sie wichtige politische, geistliche und gesellschaftliche Aufgaben. Doch jenseits solchen Zwecks durften Kunstwerke jetzt bloß gefallen. Kenner und Sammler aus allen Ständen begeisterten sich für Qualität, Virtuosität und Originalität.
Erasmus - am Sa, 04. Dezember 2004, 17:24 - Rubrik: Zweiter Raum