Was wäre eine Tanzdarbietung ohne ein Publikum? Manchmal betrachten Höflinge oder Bürger das Spektakel durch ein Fenster oder von der Galerie herab. Scheinbar in sicherer Entfernung, doch auch sie sind in Gefahr, jederzeit von der Sünde ergriffen zu werden. [2 Abb.: Meckenem 1460, JMM 39 und HL 1520, JMM 43]Rätselhaft sind die allegorischen Darstellungen des Moriskentanzes. Hier agieren die Figuren im symbolischen Raum, eingeschlossen oft in dorniges Gestrüpp. Und doch findet der Tanz vor Zuschauern statt: Es sind die Betrachter des Kunstwerkes, die ihre eigene Standfestigkeit zu prüfen haben. Sind die Morisken aus dem Münchner Rathaus Allegorie oder Erzählung? Vielleicht könnten die angeblich fehlenden sechs Figuren darüber Aufschluss geben, von denen das Stadtkammerbuch berichtet. Ohne sie bleiben es zehn rätselhafte Tänzer.
Erasmus - am Sa, 04. Dezember 2004, 17:13 - Rubrik: Dritter Raum