Als der totale Krieg immer größere Opfer forderte, bemühte sich das Regime mit aller Kraft um Stärkung der Moral in der Heimat und an der Front.1942 beauftragte die Stadt München den oberösterreichischen Heimatschriftsteller Richard Billinger, ein festliches Weihespiel um das Schicksal Erasmus Grassers zu verfassen. Der Völkische Beobachter fand Gefallen an dem Stück des „echtblütigen“ Dichters, das so recht aus völkischem „Wurzelholz“ geschnitzt war: Im pestgeplagten mittelalterlichen München trotzt der wackere Bildhauer dem Tod, der verknöcherten Zunftgesellschaft und unmoralischen Versuchungen. Die Moriskentänzer, von der Lokalpresse zu „Rauschgestalten der Lust“ erhoben, werden zum guten Ende aus der Stadt gewiesen. 1943 wurden die Morisken als Teil der „Kunstbrief-Reihe“ den Soldaten im Feld geschickt. Warum gerade diese Gestalten, denen doch alles soldatische fern ist? Es war ihre „närrische Schalkhaftigkeit“ - und besonders ihre unwiderstehliche Lebenslust, die sie besonders qualifizierte, den Durchhaltewillen der kämpfenden Truppe zu stützen.
Erasmus - am So, 28. November 2004, 20:07 - Rubrik: Vierter Raum