Stadtbürger und Landesfürst - Im Deutschland der frühen Neuzeit waren sie Verbündete gegen den „mittelalterlichen“ Landadel. Reiche Patrizier eiferten den modernen Fürsten nach - auch mit dem Moriskentanz: So leistete sich ein reicher Nürnberger Kaufmann 1479 das exklusive Spektakel. In Innsbruck tanzten die Morisken um 1500 vor dem Habsburgerkönig und späteren Kaiser Maximilian I.
Im Münchner Rathaus begegneten sich Bürger und Fürsten auf gleicher Augenhöhe. An diesem besonderen Ort, genau an der Schnittstelle dieser spannungsvollen Beziehung, stehen die Grasserschen Morisken.
Ein Bildfeld des Goldenen Dachls in Innsbruck zeigt einen Patrizier, der vom Balkon einen Moriskentanz verfolgt - Seite an Seite mit König Maximilian [Abb. Goldenes Dachl, JMM 47]. Das Wappen des Kaufmannes, vielleicht war es „Kaisermacher“ Jakob Fugger der Reiche, wurde später getilgt.
Im Münchner Rathaus begegneten sich Bürger und Fürsten auf gleicher Augenhöhe. An diesem besonderen Ort, genau an der Schnittstelle dieser spannungsvollen Beziehung, stehen die Grasserschen Morisken.
Ein Bildfeld des Goldenen Dachls in Innsbruck zeigt einen Patrizier, der vom Balkon einen Moriskentanz verfolgt - Seite an Seite mit König Maximilian [Abb. Goldenes Dachl, JMM 47]. Das Wappen des Kaufmannes, vielleicht war es „Kaisermacher“ Jakob Fugger der Reiche, wurde später getilgt.
Erasmus - am Mi, 28. Juli 2004, 12:26 - Rubrik: Dritter Raum
Erasmus meinte am 28. Jul, 12:31:
Kaisermacher
Das mit Jakob Fugger ist natürlich mit Vorsicht zu genießen - solange keinen eindeutigen Belege existieren. Vielleicht erstmal nicht präsentieren. Aber die Sache ist spannend: Das Relief zeigt, wie sich ein Patrizier (der Jakob Fugger aber nicht wirklich ähnlich sieht) sehr eindringlich an Maximilian I. wendet. JF hat Maximilian zum Erwerb des Landes Tirol verholfen und damit den reichen Tiroler. Silberbergwerken Dafür war Max. schwer bei den Fuggern verschuldet, um seine aufwändige Hofhaltung (Morisken...), Kriege usw. zu finanzieren. JF gilt als Kaisermacher Max’I., aber erst 1508 (Italien-Trip durch JF finanziert). Dies ging soweit, dass „zwar Maximilian herrschte, aber Fugger regierte“ (Franz Herre: Die Fugger in ihrer Zeit, Augsburg 2002, S. 28). Wo er konnte, demonstrierte JF die Gleichrangigkeit mit dem Kaiser. (Ob sich JF selbst auch Moriskentänze leistete, weiß ich nicht, er hatte aber einen Ruf als extremer Asket. Es gibt das Bild eines Augsburger Geschlechtertanzes, da geht es aber gar nicht moriskenmäßig zu, die Damen waren traditionell verschleiert. Das nervte Max. offenbar und auf seine Bitten mussten die Damen die Schleier abnehmen.) Weil er sich so oft in Augsburg bei JF aufhielt, nannte man Max.I. angeblich den „Bürgermeister von Augsburg“ (FH, S. 35).
jurijmlotman antwortete am 28. Jul, 13:50:
hochinteressant ...
... ich glaube die innsbrucker nehmen an dass es ein innsbrucker bürger ist. aber erstens gibt es da nach meiner bisherigen kenntnis überhaupt nichts (!) wirklich genaues zum moriskentanz und eigentlich auch nicht zum dachl selbst (!!), und zweitens müsste man erst schauen, was für ein bürger an dieser stelle überhaupt stehen könnte. (der kontext ist ja die hochzeit max's)ähnlichkeit: ist allerdings ein argument. das interessante an den moriskenensembles ist ja gerade die ähnlichkeit - max ist auch hier als individuum erkennbar, wie ja noch radikaler in den sonstigen max-zeugnissen bis hin zu seinem hausbuch. und so auch der rundliche bürger/beamte (der bergwerkschef??).
die innsbrucker morisken selbst ja eher nicht (die sind typen).
und die morisken in münchen: das sind die figuren selbst individualisiert! das gibt es glaube ich sonst auf KEINER der darstellungen.
und schau dir mal die zuschauer an (auf dem meckenem-stich und dem HL-holzschnitt): Ist der Mann auf dem HL-Balkon neben dem (welchem?) Herrscher (HL stammte anscheinend aus Landshut) ein Bürger? Und in welche sozialen Kategorien lassen sich die Meckenem-Zuschauer unterteilen??
jurijmlotman meinte am 28. Jul, 13:59:
Absatz 2 (Notizen)
Auch auf dem Goldenen Dachl in Innsbruck sind tanzende Morisken zu sehen. Die beiden einzigen Skulpturgruppen mit diesem Motiv stehen jeweils an einem zentralen städtischen Platz: Da, wo sich bei Festen Bürger und Fürsten auf gleicher Augenhöhe begegneten.Das Goldene Dachl ist der Prunkbalkon eines Bürgerhauses, den Maximilian dort anbringen ließ, als er das Haus für die Dauer der Aufenthalte in seiner Lieblingsstadt bezog.