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1.3 IM TANNTZHAUS (PRÄSENTATION!)

Text dazu: Die vier Hauptpunkte, denen eigene „Räume“ gewidmet sind, in jeweils vier Absätzen kurz skizziert: (Hier nur sehr roh, inhaltlich):

ad 1.31 Die Moriskenfiguren wurden als Schmuck für das alte Rathaus gefertigt, dessen repräsentatives Zentrum das „Tantzhauß“ bildete. Im Tanntzhauß wurden damals bürgerliche Feste und höfische Festakte veranstaltet: Die Wittelsbacher ließen sich jetzt erst in der Stadt nieder und hatten noch gar keine eigene Residenz. Die Bürger, die zusammen mit dem neuen residierenden Landesherrn die Kernkonstellation der Frühen Neuzeit bildeten (?), boten dem Fürsten quasi „Obdach“, bis im Lauf des 16. jahrhunderts eine reräsentative Residenz entstand (dasselbe in Innsbruck). Während unten die Fürsten (Hochzeit) und die Bürger tanzten (was?), standen oben auf ihren Simsen die Morisken.

ad 1.32 Symbolische Bedeutung im Ensemble: Gestirne, Wappen 1, Wappen 2, ekstatisch tanzendes Volk in übertriebenen „höfischen“ bzw. phantastisch-orientalischen Kostümen: Die Morisken sind Teil eines gestalteten Ganzen. Es umfasst außerdem: Sonne und Mond (Decke = Firmament), dazu die Wappen der Wittelsbacher und aller Verwandten und zweimal das Stadtwappen als „Sterne“. Auf gleicher Höhe mit den Morisken ein heraldischer Fries mit 99 z.T. phantastischen Wappenschilden, die den Anspruch des Heiligen Römischen Reichs visualisieren. Welche Rolle spielen aber die Moriskentänzer am „Himmel“, mitten unter den fürstlichen Wappen, die ja einen „niedrigen“ Tanz aufführen, der eine (teure) Volksbelustigung war und von fahrendem Volk (Profitänzern) aufgeführt wurde?
vgl. Innsbruck/München: Ort=Festplatz/Tanzsaal, wo sich Bürger und Landesherr begegnen > Gestirne und Wappen > unter dem Himmel: Fürst und Bürger (mit gelöschtem Wappen) > Morisken als zum „Sternbild“ erhobene Niedere > unten die Tänzer und das Volk

ad 1.33 Die Moriskentanzwut: Zwischen ca. 1470 und 1560 tobte eine regelrechte Moriskentanzwut durch ganz Europa. Ein wilder, ekstatischer Tanz in aufwändigen Kostümen, von fahrenden Profitänzern aufgeführt, Höhepunkt besonders teurer und exklusiver Feste. Dokumentiert durch Stadtbuch (Nürnberg) und durch diverse Bildwerke: Neben München noch Innsbruck und mehrere Kupferstiche ((am besten als Dia-Galerie getrennt ablegen, die jeweils von geeigneter Stelle aus angesteuert werden kann)).
Morris Dance in England. Vielleicht sogar der spätere Schäffler-Tanz noch davon beeinflusst (???).
Wichtig: Aufgeführt im Zentrum der Stadtkultur, auf zwei Darstellung mit fürstlichen Zuschauern (vom Balkon), dazu jeweils Bürger und niedriges Volk: Also alle Bewohner der Residenzstadt.
Maximilians Feste in Innsbruck. Goldenes Dachl. >> Ähnlich im Münchner Tanntzhauß.

ad 1.34 Die Morisken-Symbolik: Die Morisken begeisterten die Leute durch den wilden ekstatisch-erotischen Tanz: Begnadete Körper. Aber diese Darbietung war eingebunden in ein symbolisches Programm: Hier wurde ein Ventil geöffnet für das, was sonst reguliert war (vgl. Fassnacht, Narren-Figur).
Die Morisken tanzten um FRAU WELT (die auf vielen Darstellungen zu sehen ist) und dem besten, d.h. groteskesten Tänzer einen goldenen Apfel (oder dgl.) schenkt. Die Tänzer sind also heillos Weltliche, die sich spreizen und wild aufführen (abwertend). Zugleich wurde die Frau Welt aber in Innsbruck von der Frau des Kaisers dargestellt! Gerade in München sind auch die Tänzer sehr würdevoll, graziös-kunstvoll tanzend und nicht-grotesk dargestellt (es gibt 2 Typen von Darstellungen: gehoben und karikierend), im Gegensatz zu den Paroxysmen in Innsbruck, dort auch „SEX“ Hauptthema (Hunde und Affen mit erigiertem Glied, hervorgehobene Penis-Taschen bei der Tänzertracht). In Innsbruck sind die groteskesten Tänzer in der Nähe des Kaisers, die „würdevolleren“ AM WEITESTEN (AN DEN Seiten des Balkons).

Das alles ist FRAGEND zu formulieren: Es gibt hier nur fundierte Fragen, keine eindeutigen antworten.

Jede Hauptseite im Ausstellungsteil hat eine knappe Zusammenfassung der Thesen und zeigt ein ganzes Bild als Kunstwerk. Es gibt jeweils einen „Vertiefungs“-Link: der führt zu „gespiegelten“ Seiten mit derselben Thematik, nun aber mit mehr Text und mit bearbeiteten Bildern, etwa herausvergrößerten Details/Problemstellen.

Jeder der vier Unterpunkte zerfällt in Hauptscreen und zwei „Nebenobjekte“:

1.310 Im Tanntzhauß: Fürstenhochzeit, Stich >> Vertiefung: Schnittstelle Bürger/Landesherr (vs. MA-Adel) als Ausgangspunkt für frühneuzeitliche „Staaten“ mit Residenzstadt; ZWISCHENZUSTAND
1.311 Rathaus, alter Stich 1701: Der Bau des Rathauses >> neue Rolle der Bürger
1.312 Die Fürsten (Typ: Maximilian) als Untermieter >> die neuen Fürsten und ihr Selbstverständnis

1.320 Gestirne und Wappen: Das Gesamtensemble; Beschreibung > Deutung
1.321 Die Gestirne und die Wittelsbacher-- Beschreibung > Deutung
1.322 Die Wappen und das Reich Beschreibung > Deutung

1.330 Moriskentanzwut: dokumentierte Aufführungen, Welle durch Europa: Morris Dance; Bild: Meckenem mit Zuschauern.
Die dünnen Fakten zusammengefasst: was man weiß > Vertieft und problematisiert (was man alles nicht weiß)

1.331 Herkunft: FREMDE, „Morisken“, was hieß das? (Groteske Fremde, zugleich Verzerrungen des Bekannten: „der Bauer“. In vielen Tänzen SIND gar keine „Morisken“, sondern normale Europäer in europäischer Tracht)
andererseits: Faszination für „phantastische Kostüme“
Umgekehrt ist der spanische Tanz der Morisken (Weiditz) sicher kein „Moriskentanz“
Weiß man irgendwas darüber, dass die Innsbrucker „Morisken“ hießen??

1.332 Fassnacht, verkehrte Welt, ekstatische Feste. AFFEN und Hunde (Innsbruck, Dürer, …), NARR
Bild suchen für „Fassnacht“ mit ähnlicher Ikonographie

1.340 SYMBOLBEDEUTUNG: (BILD von Schön) Überall, außer in München Kernkonstellation: Frau Welt, der Narr, der sie anbetet, die Hunde (=Sex), der Pfeifer (= leidenschaftliche Musik).
Aber hochästhetische Darbietung, aufwändige Bilddarstellungen, exklusiv-teuer, aufwändige und exotische Kostüme (= verfeinerter Geschmack auch der Zuschauer!!), prestigereiche Zuschauer selbst dargestellt (nicht etwa: derbes Volksfest)
>> Vertiefung: fehlende Figuren, aber hervorgehoben sowieso die Tänzer selbst, die also aufgewertet und aus dem ursprünglichen Zusammenhang gerissen sind (gilt das auch für ihre symbolische Repräsentation??)

1.341 Die Tänzer, Bedeutung 1: (Innsbruck, HL: sexualisiert) Derbe Narren, Fassnacht: Schließen sich dem Narren an, der alles kommentiert. Führen sich auf, machen sich zum Narren für Frau Welt. Sexuell erregt.
Darstellungen, Variante 1: Allegorie
vs. Variante 2: Spektakel mit Zuschauern

1.342 Die Tänzer, komplexe Bedeutung 2: Graziöse Figuren, Edle Kostüme, Höfische und gehobene Zuschauer: Es geht offenbar um den zugespitzten und zugleich irgendwie ästhetisch „aufgehobenen“ KONTRAST (eigentlich Sex/Fleisch vs. Moral, sozial niederes Volk vs. gehobene Schicht, städtisch-kulturell: Grenzlinie UND Schnittstelle zwischen Oben und Unten: sowohl Körper/Hochkultur als auch Bürger/Hof+Adel)
Inwiefern repräsentieren die Tänzer einen Querschnitt der viel offeneren/ungeregelteren Übergangsgesellschaft MA/Neuzeit (so wie mittelalterlich strenger die Totentänze??), vielleicht auch gar nicht konkret, sonder eher phantastische Bandbreite (Mohr …)
 

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